Es
ist fast wie eine kleine deutsch-schweizerische Liebesgeschichte. Zuerst waren
beide spinnefeind, dann haben sie sich erst einmal richtig angeschaut, sind sich
näher gekommen und nun kommt es zum Treueschwur.
Dieses Bündnis über die Grenze hinweg ist im
21. Jahrhundert eher die große Ausnahme nach all den Differenzen um Arbeitsplätze
in der Schweiz oder den Fluglärm.
Die verzwickte Vorgeschichte deutete nicht auf
eine Kooperation der Schifffahrts-Unternehmen bei den Werften (der SÜDKURIER
berichtete) hin. Die Stadtwerke Konstanz schwangen sich erst 2003 zum größten
Reeder am Bodensee auf, als sie die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) der Deutschen
Bahn AG abkauften. Wenig später war auch die Schweizerische
Bodensee-Schifffahrt (SBS) auf dem Markt. Die Stadtwerke bewarben sich erneut,
scheiterten aber an einer geschlossenen Allianz.
In der hitzigen Debatte schwangen teilweise
nationale Töne mit, offensichtlich sollte die Schweizer Flotte nicht in
deutsche Hand übergehen. Schließlich scharten sich einige Unternehmer um
Hermann Hess, den heutigen Verwaltungsrats-Präsidenten der SBS. Es war ein
teurer Abwehrkampf, wie er bekennt. Jeder der Unternehmer habe viel Geld in den
Betrieb gesteckt, bekomme aber weder Zinsen, noch Dividende. „Zum Glück muss
ich nicht von der Schifffahrt leben.“
Aber es sei ein richtiger Schritt gewesen,
sagt Hess. Die Schweiz habe zwar eine gute Tourismus-Infrastruktur, jedoch nicht
am Bodensee. Da seien die Deutschen weiter. Er sieht eine eigene Schifffahrt als
wichtigen Schritt. Dennoch steht er nun zur Kooperation. Beide Seiten haben aus
pragmatischen Gründen Abbitte geleistet.
Schwierig war vor allem die unterschiedliche
Gesetzeslage in den Ländern, vom Steuer- bis zum Arbeitsrecht. Selbst der Zoll
sprach ein Wörtchen mit. „Aber alle haben an einem Strang gezogen“,
berichtet Stadtwerke-Chef Konrad Frommer. So wurde die Werft in Romanshorn
kurzerhand zum zollfreien Gebiet erklärt – ein kleines internationales
Wunder.
Die Zusammenarbeit ist ein Meilenstein am See.
Hermann Hess nimmt kein Blatt vor den Mund: Er sehe ja viele Bemühungen um
Zusammenarbeit, aber es gebe zu viele Bodensee-Konferenzen, in denen nur geredet
werde. Nun mussten private und öffentlich-rechtliche Betriebe zusammengeschweißt
werden. Doch das scheint besser geklappt zu haben, als der Unternehmer je
gedacht hatte. Er habe die Partner der Stadtwerke nicht als städtische Beamte,
sondern als gute Rechner kennengelernt: „Wir durften lernen, dass sie jeden
Euro zweimal umdrehen, sie haben uns nichts geschenkt.“
Alle profitieren voneinander. Logistische und wirtschaftliche Zwänge vereinfachen eine Zusammenarbeit immer. Das macht der dritte Verbündete, Werner Netzer von den Vorarlberg Lines, deutlich. Die Österreicher sind mit an Bord. „Es war für uns keine Frage“, sagt der Inhaber und er spricht von einer kameradschaftlichen Zusammenarbeit – was das gegenseitige Du der Chefs beweist. Wenn in der Schifffahrt nicht zusammengearbeitet werde, um Kosten zu sparen, seien kundenfreundliche Fahrpreise nicht zu halten, so Netzer. Manchmal sind Liebesgeschichten ziemlich schnöde.
Werften-Kooperation
Die
Schifffahrts-Unternehmen der drei Bodenseeländer nutzen die Werften in
Friedrichshafen, Romanshorn (Schweiz) und Fussach (Österreich) gemeinsam. Die
Partner wollen mit der Kooperation ihre Flotten kostengünstig instand halten.
Der Austausch der Dienstleistungen in den Werften erfolgt auf Basis von Mietverträgen. Beteiligt sind die Stadtwerke Konstanz GmbH, deren Tochter Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH (SBS), die Schweizerische SBS Schifffahrt AG und die österreichische Walter Klaus Bodenseeschifffahrt GmbH & Co. (Vorarlberg Lines). Der Vertrag wurde jüngst unterzeichnet.
(Josef Siebler/Südkurier v. 27.04.11)