Schule
zwischen Motor und Radarschirm kommt an
Die
Häfler Schulen nutzen das Angebot der Katamaran-Reederei, auf dem Katamaran
eine Schulstunde zu verbringen, zunehmend. Dabei geht es um Technik, Sicherheit,
Ausbildung und den Alltag der drei Katamarane auf dem Bodensee. Schüler der
Klasse 8a und 8b des Graf-Zeppelin-Gymnasiums haben ihren Besuch bereits hinter
sich.
Ruhig
sitzen sie in den Sitzen des Katamarans "Ferdinand" und folgen der
Begrüßung durch den Geschäftsführer der Katamaran-Reederei, Manfred Foss.
Der übergibt nach einleitenden Worten gleich an Frank Weber. Der Schiffsführer
des Katamarans beginnt von der Geschichte, der Technik und den Vorteile eines
Katamarans zu erzählen, spannend, unterhaltsam und reichlich bebildert. Die Schüler
folgen ihm immer noch aufmerksam zuhörend. Das ist Unterricht einmal anders, am
Objekt, abseits von Zensuren und inmitten einer neuen Umgebung. Diesen
Technikunterricht hat die Katamaran-Reederei erfunden. Manfred Foss: "Wir
haben schon viele Schulklassen an Bord gehabt, vielleicht werden es im kommenden
Jahr noch mehr." Der Unterricht findet in den Wintermonaten statt, wenn die
Katamarane nicht derart ausgelastet sind, wie im Sommer. Zielgruppe sind die
Klassen 7 bis 10 der weiterführenden Schulen. "Für jüngere Schüler würde
das keinen Sinn machen", sagt Manfred Foss, lehnt an der Bar und schenkt
dem nicht vorhandenen Ausschank eine Bemerkung: "Gastronomie auf einem
Katamaran funktioniert eben auch nicht von selbst". Da müsse schon mal
etwas Engagement gezeigt werden. Potenzielle Kunden müssten angesprochen
werden. Er beschreibt die Angelegenheit mit dem Schiffsgastronomen, der vor
einigen Tagen das Handtuch geworfen hat, als unerfreulich und die Suche nach
einem neuen Interessenten als sehr wichtig.
Frank
Weber ist mittlerweile bei der Schiffsbau-Technik angekommen, erklärt die
Funktion von Doppelrumpf, die Effekte des Auftriebs und der Stabilität der
Katamarane und kommt damit schnell zur Sicherheit. Was die Titanic hatte, haben
die Katamarane auf dem Bodensee besser: die Auftriebskammern im Rumpf, die sie
praktisch unsinkbar machen. Und da es im Bodensee keine Eisberge gibt, laufen
die Katamarane auch keine Gefahr, aufgeschlitzt zu werden.
Rettungsinsel
für 65 Menschen
Sollte
doch einmal eine Kammer undicht werden, kommt die Rettungsinsel zum Einsatz. Sie
fasst 65 Menschen und wird nur dazu genutzt, die Katamaran-Fähre zu entlasten.
182 Menschen passen an Bord der Katamarane. "Wir verabschieden uns daher
nicht von den anderen 117 Passagieren, die auf dem Schiff bleiben müssen,
sondern machen die Schiffe leichter. Der Restauftrieb hält das Schiff dann
immer noch schwimmfähig", erklärt Frank Weber.
Die
Schüler werden schließlich in drei Gruppen in die Geheimnisse von "Ferdinand"
eingeführt, die die "normalen" Passagiere nicht zu sehen bekommen.
Sie erfahren, dass die Motoren von MAN sind, weil die MTU keine passenden
Modelle hatte, die in den kleinen Raum gepasst hätten. Sie lernen die Rümpfe
von innen kennen und dürfen schließlich Radarschirm, Führerstand und Seekarte
inspizieren. "Dass das hier so modern ist, hätte ich nicht gedacht. Ich
hatte mir hier so etwas wie ein großes Steuerrad vorgestellt", sagt
Dominik Eggetsberger und ist mit seinen Ansichten nicht alleine.
Unterricht
im Führerstand erleben die Schüler dann höchst dramatisch. Aufgrund des
Sturmtiefs, das am Dienstag den Bodensee erreicht hat, entscheidet Frank Weber
um 11 Uhr gemeinsam mit den Schiffsführern der anderen Katamarane, dass der
Katamaran-Verkehr aufgrund des Wetters eingestellt wird.
Dass
man selbst die Enten auf dem Radar sehen kann, dass das jährliche Prüfen der
Rettungsinsel 1000 Euro kostet, dass man als Schiffsführer auf einem Katamaran
eine rund achtjährige Ausbildung samt vorheriger Schifffahrtserfahrung braucht
und dass die Schiffe entgegen der Kritikermeinung bei 40 Stundenkilometern
schnell bremsen, abdrehen und ausweichen können, erstaunt die Schüler.
Sie werden von dieser Schule viel mitnehmen. Und im kommenden Jahr können sich wieder andere Klassen anmelden, um an Bord Unterricht einmal anders zu erleben. Die Idee der Katamaran-Reederei kommt an.
(Schwäbische
Zeitung v. 12.02.09)
Fridolins
Technik einfach erklärt
Schüler des
Graf-Zeppelin-Gymnasiums haben auf dem Katamaran technische Zusammenhänge in
der Praxis kennen gelernt.
Es ist 9.30 Uhr. Kein Schulgong weit und breit
zu hören. Trotzdem beginnen Schüler der achten Jahrgangsstufe des
Graf-Zeppelin-Gymnasiums (GZG) pünktlich mit dem Unterricht. Der Kurs
„Naturwissenschaften und Technik“ (NWT) trifft sich auf dem Katamaran
„Fridolin“ der Katamaran-Reederei Bodensee zum Unterricht. Mit an Bord
sind Geschäftsführer Manfred Foss und die Schiffsführer Stefan Grieble,
Herbert Grübel und Frank Weber. Foss hat die Schüler zu einer Technikstunde
auf das Schiff eingeladen. „Wir wollen Schülern an praktischen Beispielen
zeigen, wie Technik im Alltag funktioniert“, sagt der Geschäftsführer.
Im Rahmen des Unterrichts
„Naturwissenschaften und Technik“ sollen die Schüler an einem Beispiel
technische Zusammenhänge kennen lernen. „Fridolin“ ist ein passendes
Objekt. Erstmal nehmen die Jugendlichen in den bequemen Sitzen des Katamarans
platz. „Das ist ja wie im Flugzeug“, flüstert ein Schüler seinem Nachbarn
zu. Doch Schiffführer Weber erläutert den Schülern, dass bis auf die
komfortablen Sitze keine Gemeinsamkeiten mit einem Flugzeug bestehen. Das Wissen
der Technikbegeisterten stellt er umgehend auf die Probe und fragt, wieso ein
Schiff überhaupt schwimmt? Die Antwort kommt schnell. Anschaulich erklärt der
Kapitän das physikalische Prinzip (Archimedisches Prinzip, Auftrieb im Wasser),
das einem Schiff zu Grunde liegt – egal ob Fischerboot oder Katamaran.
(Südkurier v. 11.02.09)