Warum die Katamarane bei
Sturm nicht fahren
In
der vergangenen Woche musste der Katamaran für gut drei Stunden den Verkehr
einstellen. Insgesamt 30 Fahrten fielen im ersten Halbjahr 2009 bereits aus. Das
ist nicht viel – aber jedes Mal ein Ärgernis für die Pendler. Wir sprachen
mit der Reederei, warum Fridolin, Constanze
und Ferdinand der Wind zu schaffen
macht – und was Fahrgäste tun können, wenn die Schiffe im Hafen bleiben müssen.
Um
es vorwegzunehmen: Die Ausfallquote des Katamarans ist gering. 99,4 Prozent
aller Fahrten fanden 2009 regulär statt. Doch manchmal macht das Wetter am See
einen Strich durch den Fahrplan. Zum Beispiel vor einer Woche. Da tanzten ein
paar Wellen, es wehte eine frische Brise. Während andere Fähren ungerührt
weiter durchs Wasser pflügten, blieben die Katamarane angeleint im Hafen
liegen.
Manfred
Foss, Geschäftsführer der Katamaran-Reederei, erklärt warum: „Wegen der
kurzen Wellenlängen am Bodensee ist der Betrieb bei anderthalb Metern Wellenhöhe
einzustellen.“ Vorher müssten die Schiffsführer stufenweise die
Geschwindigkeit reduzieren. Diese Zahlen und Anweisungen hat der Konstrukteur,
die niederländische Werft Damen Shipyards aus Gorinchem, den Bodensee-Kapitänen
mit auf den Weg gegeben.
Außerdem hält die Reederei
Kontakt zum Deutschen Wetterdienst in Stuttgart. Denn es kann gut sein, dass
zwar im Konstanzer Trichter nur ein laues Lüftchen weht, der Westwind vor
Friedrichshafen aber die Wellen zur kritischen Höhe hochschaukelt. „Die überwiegenden
Ausfälle werden durch starke Stürme mit Windgeschwindigkeiten von über 40
Knoten verursacht“, sagt Foss. Das sind mindestens 75 Stundenkilometer –
Windstärke neun. Die kleinen, leichten Katamarane trifft das stärker als die
großen Fähren. Die taugen jedoch nicht als Ersatz im Sturmfall – sie sind zu
langsam für die Schnellkurse zwischen Konstanz und Friedrichshafen.
Wer
schon einmal erlebt hat, wie eine tückische Welle dem Gastronomie-Mitarbeiter
die Tassen im Schrank durcheinander würfelt, kann das nachvollziehen und weicht
vielleicht gern auf Ersatz-Verkehrsmittel aus. Den Inhabern von Monats- und
Jahreskarten bietet die Reederei die Möglichkeit, im Fall eines Ausfalls den
acht mal täglich verkehrenden Städteschnellbus zwischen Friedrichshafen und
Konstanz zu nutzen. Der Haken dabei: Der letzte Bus fährt von Friedrichshafen
um 17.30 Uhr, von Konstanz immerhin noch um 18.47 Uhr. Wer später fahren muss,
hat Pech gehabt – weder die Bahn, die Meersburg-Fähre oder reguläre Busse können
Inhaber einer Kat-Zeitkarte im Sturmfall kostenlos nutzen. Anfang 2008 hatten 19
Pendler das zwar in einem offenen Brief gefordert – erhielten aber eine
Absage. Ersatzbusse seien kurzfristig auch nicht organisierbar, sagt Manfred
Foss – und Ausgleichszahlungen an die Verkehrsunternehmen kämen die Reederei
zu teuer. Auch Kooperationen mit der Meersburg-Fähre kamen nicht zustande. Das
heißt für Tagesausflügler und andere Gelegenheits-Fahrer: Im Ernstfall
draufzahlen.
Was
passieren wird, wenn der Katamaran auf Zusatz-Touren wie etwa zum Kulturufer
nach Friedrichshafen ausfallen muss, daran denkt die Reederei nur ungern. „Im
ersten Halbjahr hat es bei den abendlichen Zusatzfahrten keine Ausfälle
gegeben“, beschwichtigt Manfred Foss. „Wir gehen davon aus, dass das auch für
die Kulturufer-Fahrten zutrifft.“ Und wenn nicht? „Dann werden wir flexibel
reagieren“, so Foss.
(Südkurier v. 15.07.09)