Katamaran bleibt in
Verlustzone stecken
„Sehr durchwachsen“ ist das vergangene
Jahr für die Katamaran-Reederei gelaufen, sagte Geschäftsführer Manfred Foss
auf Nachfrage des SÜDKURIER. Es liegen zwar noch keine endgültigen Zahlen vor,
aber Gewinn „kann ich definitiv ausschließen“. Vermutlich werde sich der
Verlust im sechsstelligen Bereich bewegen, so Foss, und er erwartet auch keine
Besserung.
Ginge es nach den ursprünglichen Plänen, hätte
die Katamaran-Reederei im vergangenen Jahr in die Gewinnzone fahren müssen –
so jedenfalls hieß es einmal in einer Broschüre zum Konstanzer Bürgerentscheid
über die Katamaran-Schiffsverbindung zwischen Konstanz und Friedrichshafen im
Jahr 2001. Foss, zusammen mit Jörg Handreke Geschäftsführer der
Katamaran-Reederei, führt die Verluste darauf zurück, dass man damals nicht
gewusst habe, wie sich die Betriebskosten entwickeln. „Damals hat der Liter
Diesel 48 Pfennig gekostet, heute sind wir bei über 70 Cent“, sagt Foss.
Damals sei auch der dritte Katamaran, „Ferdinand“,
noch nicht geplant gewesen. „Bei den heutigen Rahmenbedingungen kann ich mir
nicht vorstellen, dass eine volle Kostendeckung erreicht werden kann“, gesteht
Foss ein. „Hätte ich vor zehn Jahren von einer solchen Entwicklung des Ölpreises
gewusst, würde ich heute nicht hier sitzen.“
Der Betrieb der drei Katamarane sei sehr
kostenintensiv – beispielsweise auch durch die jeweils zwei notwendigen
Schiffsführer pro Katamaran. Die Folge seien im Vergleich zu anderen öffentlichen
Verkehrsmitteln relativ hohe Tarife, die nicht jeder bezahlen will oder kann.
Hinzu komme eine große Abhängigkeit vom Tourismus. In den Wintermonaten sei
man stark auf die einheimische Bevölkerung angewiesen, für die spezielle
Angebote entwickelt wurden wie die „KatCard“ mit rund 30 Prozent Rabatt pro
Fahrt oder aktuell vom 11. Januar bis 22. Februar „Katamaran hoch zwei“ mit
über 40 Prozent Rabatt für zwei Personen hin und zurück.
Auch mit Kooperationen
versuche man die Auslastung durch Touristen und Einheimische zu erhöhen wie mit
dem Zeppelin-Museum und dem Dornier-Museum in Friedrichshafen oder dem Sea Life
in Konstanz, so Foss. Hinzu kommen Fahrten zu den Messen in Friedrichshafen oder
zu großen Festen wie dem Seenachtsfest oder dem Seehasenfest.
Die beiden großen Städte am See müssten
allerdings noch mehr zueinander wachsen, meint Foss. Es müsse selbstverständlicher
werden, dass die Vorteile, die unzweifelhaft beide Städte hätten, von der Bevölkerung
genutzt werden. „Wir fahren in die Herzen beider Städte“, sagt Foss, und
die Fahrt mit einem Katamaran habe eine bessere Qualität als mit anderen öffentlichen
Verkehrsmitteln.
Um das Nutzungsverhalten zu erhöhen, seien
2009 erstmals „Technikstunden auf dem Katamaran“ für Schulklassen angeboten
worden – mit großer Resonanz bei den Schulen. Ein Angebot, das dieses Jahr
fortgesetzt wird. „Wir hoffen damit zu erreichen, dass der Katamaran als
Produkt in der Bevölkerung mehr geschätzt wird“, wünscht sich Foss, schließlich
seien die Katamarane technisch die modernsten Schiffe auf dem Bodensee und
inzwischen so etabliert wie die Imperia in Konstanz oder das K 42 in
Friedrichshafen. „Der Katamaran gehört zum Bodensee wie die Weiße Flotte“,
sagt Foss.
Heftig widerspricht der Geschäftsführer dem
immer wieder zu hörenden Vorwurf, die Katamarane seien unzuverlässig.
„Zwischen dem 1. Januar 2006 und dem 31. Oktober 2009 wurden 34.334 Fahren
gemacht, davon fielen 303 aus. Das ist eine positive Quote von 99,1 Prozent.“
In den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres habe es 8.080 Fahrten gegeben,
von denen 34 ausfielen – eine positive Quote von 99,6 Prozent. „Das ist ein
Top-Wert. Jeder, der mir etwas anderes erzählt, erkennt die Realität nicht
an.“ Die Leute, die so etwas behaupteten, sollten sich einmal ansehen, zu
welchen Verspätungen und Ausfällen es bei Bus, Bahn oder im privaten
Autoverkehr am Bodensee komme, hält Foss entgegen.
Trotz aller Maßnahmen haben die Katamarane bisher die im Jahresschnitt bei der Planung der Linie erhofften 1.500 Fahrgäste pro Tag nicht erreicht. Im ersten Halbjahr des Betriebes 2005 sei man auf 1.200 Fahrgäste gekommen, derzeit liege man etwa bei 900 bis 1.000 im Schnitt pro Tag im Jahr, so Foss. Für das vergangene Jahr gibt es noch keine genauen Zahlen. Derzeit näher an den Punkt der Kostendeckung heranzukommen ist nach Ansicht von Manfred Foss „sehr, sehr schwierig“.
(Südkurier v. 09.01.10)
Verluste öffentlicher Verkehrsmittel lassen sich immer irgendwie begründen. Die gestiegenen Energiekosten sind natürlich eine Last für die Katamaran-Verbindung zwischen Konstanz und Friedrichshafen, die sich im Vorfeld schlecht berechnen ließ. Doch diese Argumentation der Reederei-Chefs greift zu kurz. Das Doppelrumpfboot hat schlichtweg nicht gehalten, was es versprochen hat. Der Katamaran sollte sich zu einem rentierlichen Nahverkehrsmittel entwickeln, so die Befürworter in einer zumindest in Konstanz heftig geführten Debatte um die neue Schiffslinie. Doch der Bedarf ist geringer als erwartet. Auf Touristen zu setzen, ist keine Lösung: Der Katamaran darf nicht zur großen Konkurrenz der Weißen Flotte werden. Schließlich gehört sie zu den Stadtwerken Konstanz, die ihrerseits 50 Prozent Anteil an der Katamaran-Reederei tragen. Nun dürften Geschäftsführung und Politik zu jenem klaren Bekenntnis gezwungen sein, das sie vor Jahren gescheut haben: Die Linie muss finanziell gestützt werden – wie viele Verkehrsmittel eben.
(Kommentar:
Josef Siebler/Südkurier v. 09.01.10)
Katamaran
bleibt dauerhaftes Verlustgeschäft
Der Katamaran kommt nicht aus den roten
Zahlen. Das Geschäftsjahr 2009 bezeichnet Reederei-Geschäftsführer Manfred
Foss als „sehr durchwachsen“. Er rechnet mit hohen Verlusten. Aussichten auf
Besserung hat selbst Foss nicht.
Mit den düsteren Geschäftszahlen bestätigen
sich die Befürchtungen von Kritikern der seit 2005 bestehenden
Schnellschiffverbindung zwischen Friedrichshafen und Konstanz. Gegner hatten den
betriebswirtschaftlichen Nutzen immer infrage gestellt.
Warum der Katamaran so viel Minus einfährt
und überraschende Bekenntnisse des Reederei-Geschäftsführers Foss lesen Sie
morgen im SÜDKURIER
(Südkurier v. 08.01.10)