Pro und Contra für die Bodensee-Katamarane
Pro: Davon profitieren viele
Der Katamaran verbindet Konstanz und
Friedrichshafen ganzjährig im Stundentakt. Von dieser schnellen und
komfortablen Verbindung profitieren beide Städte: Friedrichshafen z.B. mit
seinem Flughafen und der Messe, Konstanz u.a. mit Handel, Gastronomie und
Tourismus.
Machen wir mal ein Gedankenspiel: Stellen wir
uns vor, der See trennte die beiden Städte nicht. Dann würden hier – ähnlich
wie heute auf der B33 – 15 000, 20 000 Autos täglich hin- und herfahren, dazu
Züge und Busse im Halbstundentakt. Ein reger Austausch fände statt. Doch der
See trennt, leider. Und das ist ein Verlust für beide Seiten. Der Katamaran
verringert diesen Verlust – mit Erfolg. Durchschnittlich 335 000 Menschen
fahren jedes Jahr mit den Katamaranen: beruflich oder privat, einzeln oder in
der Gruppe, als Teil eines Ausflugs oder als Erlebnis für sich. Mit Aktionen
weckt die Reederei außerdem immer wieder das Interesse für „Übersee“ und
bringt Menschen zusammen. So beginnt der Austausch der beiden größten Städte
am Bodensee, ihrer Bewohner und Besucher zu funktionieren. Von diesem Austausch
profitieren viele. Doch er kostet Geld, wie jeder öffentliche Nahverkehr.
Immerhin: Der Katamaran fährt 75 Prozent seiner Kosten wieder ein – genau wie
der Rote Arnold. Nicht zuletzt: Der Katamaran sichert 19 Arbeitsplätze und
vergibt Aufträge etwa an die Stadtwerke. Der Katamaran ist sein Geld also wert:
Denn auch Konstanz profitiert.
(Sebastian Dix - Pressesprecher der
Katamaran-Reederei)
Contra: Das Minus ist zu hoch
Der
ÖPNV darf bezuschusst werden! Die Versorgung der Bevölkerung mit günstigem
und umweltfreundlichem ÖPNV dürfen sich die Gemeinden etwas kosten lassen –
so auch in Konstanz! Die Busse fahren nicht kostendeckend. Dennoch kommt natürlich
niemand auf die Idee, über eine Abschaffung des Roten Arnold nachzudenken.
Anders verhält es sich jedoch mit dem
Katamaran. Zwar sprechen und sprachen viele gute Gründe, auch politische, für
eine Schnellbootverbindung zu unseren Nachbarn auf der anderen Seeseite. Aber
leider bewegt sich das Defizit, das der Katamaran einfährt, auf einem Niveau,
das in keinem Verhältnis zur Akzeptanz der Verbindung in der Bevölkerung
steht.
850 000 Euro Zuschuss pro Jahr sind ein zu
hoher Preis verglichen mit dem Zuschuss zum Busbetrieb. Für viele Pendler ist
der Weg zu den großen Arbeitgebern auf der anderen Seeseite trotz Katamaran
immer noch zu weit, als dass dieser eine Alternative zu den bestehenden
Verkehrsverbindungen geworden wäre. Der enorme Personal- und Technikaufwand mit
z. B. zwei Kapitänen auf jedem Schiff lässt die Preise für die Tickets zu
hoch werden. Die Schiffe fahren nicht bis spät abends, Konzertbesuche und ein längeres,
gemütliches Abendessen lassen sich kaum verwirklichen. Die Katamaranreederei
braucht schnellstens ein neues Konzept und bessere Zahlen – sonst müssen
Konsequenzen gezogen werden.
(Anselm Venedey - Stadtrat der Freien Wähler (FWG) in Konstanz)
(Südkurier v. 07.07.10)