Neuer Haltepunkt für Katamaran?

Eigentlich sollte es in der jüngsten Gemeinderatssitzung um die Bilanz der Stadtwerke Konstanz gehen. Viel mehr als die Zahlen des städtischen Unternehmens interessierte viele Stadträte aber die Zukunft des einstigen Prestigeprojektes – der Katamaran-Verbindung zwischen Konstanz und Friedrichshafen.

Während Jürgen Faden (Freie Wähler) mahnte, einen solchen Verlustbringer wie den Katamaran könne man sich in diesen finanziell engen Zeiten kaum mehr leisten („Das Konzept Katamaran von vor fünf Jahren ist gescheitert“) und auch Holger Reile (Die Linke) darauf drängte, dass man sich möglichst schnell ein Ausstiegs-Szenario überlegen sollte, sprachen sich Peter Müller-Neff (Freie Grüne Liste), Jürgen Ruff (SPD) und Alexander Fecker (CDU) dafür aus, dass man dem Projekt – vor einem Komplettausstieg – noch eine Chance geben sollte. „Der Katamaran konnte die ursprünglichen Erwartungen nicht erfüllen, aber ich sehe noch erhebliches Verbesserungspotenzial, beispielsweise beim Marketing“, sagte Jürgen Ruff. Peter Müller-Neff warnte gar vor einem schnellen Ausstieg: „Das wäre sicher nicht billig, man müsste einiges von den damals erhaltenen Landeszuschüssen möglicherweise zurückzahlen, so der FGL-Mann.

Dennoch sprach auch er davon, dass 2010 ein „Schicksalsjahr“ für den Katamaran werde. Die wichtigste Frage sei, ob und wie man die Fahrgastzahlen erhöhen könnte. Vielfach wurde der Preis der Überfahrt als „zu teuer“ kritisiert. Alexander Fecker von der CDU sieht eine Möglichkeit darin, mehr Fahrgäste zu bekommen, in Immenstaad einen weiteren Haltepunkt einzurichten. Schließlich könne man so möglicherweise Pendler erreichen, die bei dem Raumfahrt- und Rüstungskonzern EADS beschäftigt sind. Dies hätte zudem den Vorteil, dass die Verbindung dann als Linienverbindung mit einem statt wie bisher zwei Kapitänen auskäme.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende wies auch darauf hin, dass Konstanz im Grunde vielmehr von der Verbindung profitiere als Friedrichshafen. Ein Argument, das bis dato kaum berücksichtigt wurde, brachte Johannes Hartwich (FDP) ein: Man dürfe nicht vergessen, dass der Katamaran eine gemeinsame Unternehmung mit der Stadt Friedrichshafen sei, man könne nun nicht einfach für sich entscheiden, ohne mit dem Partner gesprochen zu haben, so Hartwich. Die Debatte wird im Herbst weitergehen. Die Linken und die Freien Wähler hatten jüngst eine „strenge Überprüfung der Wirtschaftlichkeit“ des Katamarans bis nach der politischen Sommerpause gefordert.

(Südkurier v. 17.07.10 )

zurück