Kaum war der Geburtstagskuchen zu fünf Jahren
Katamaran im vergangenen Sommer gegessen, setzte die Diskussion über das Für
und Wider dieser Schiffsverbindung ein. Die Gemeinderäte aus Konstanz und
Friedrichshafen haben Ende 2010 zu dem Thema ebenso beraten wie die Aufsichtsräte
der Stadtwerke Konstanz und der Technischen Werke Friedrichshafen, die gemeinsam
die Katamarane mit der Katamaran-Reederei Bodensee GmbH betreiben.
Einig war man sich zuletzt, dass sowohl sich
Konstanz wie auch Friedrichshafen zu diesem Verkehrsmittel bekennen. Gespart
werden müsste an der ein oder anderen Stelle allerdings noch. Die Ergebnisse
einer Sparanalyse und die damit einhergehende Neuausrichtung des Betriebes
stellte Oberbürgermeister Andreas Brand im Gemeinderat vor. Er hatte an der ein
oder anderen Stelle seine liebe Not, sich nicht noch deutlicher ausdrücken zu müssen.
Sein Dank galt den genannten Gremien, die im zurückliegenden Jahr viele
Sitzungen zum Thema Einsparungen und Fahrgastzahl-Erhöhung hätten über sich
ergehen lassen. Man dürfe aber nicht einfach „weiße Soße der Harmonie über
dieses Thema kippen“, meinte der OB und nannte das Kind beim Namen.
Von Januar bis April sind die Fahrgastzahlen gestiegen, bis zu 172 Prozent im März 2011, der Erlös ist in Höhe von 242.000 Euro (41 Prozent) gewachsen, womit sich die Sonderaktionen mit dem halben Fahrpreis als Erfolg erwiesen haben. Dass diese Maßnahme aber nur in Friedrichshafen und so gut wie gar nicht in Konstanz beworben worden ist, oder dass an Schaltern der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) keine Fahrkarten für den Katamaran verkauft worden seien, war die Ursache für die deutliche Kritik des Oberbürgermeisters am Konstanzer Gebahren. Der Katamaran wird in diesem Jahr einen Fahrgastrekord einfahren und die Aktionen der reduzierten Tickets außerhalb der Sommersaison sollen fortgesetzt werden. Dabei soll auch geprüft werden, wie der Katamaran in die Fahrkartensysteme anderer Verkehrsbetriebe eingebaut werden kann. Auch hier klare Worte des OB: „Wenn wir Sonderfahrten oder Kombitickets mit Katamaran und Stadtverkehr Friedrichshafen entwickeln und anbieten, dann geht das ratzfatz. Bei den BSB brauchen solche Dinge eine dreitägige Betriebsratserörterung.“ Wenn Friedrichshafen die Geschäftsführer der TWF, Alfred Müllner, und der Katamaran-Reederei GmbH, Manfred Foss, bitte, sich anzustrengen und die das auch sehr erfolgreich täten, um Fahrgastzahlen zu erhöhen und die Verluste klein zu halten, „dann erwarte ich das auch von Konstanz“, ließ Brand seinen Unmut über das Engagement auf der anderen Seeseite erkennen.
Mittels
einer veränderten Tarifpolitik will die Stadt die Wirtschaftlichkeit des
Katamaranbetriebs steigern.
„Der Katamaran soll zu einer
Erfolgsgeschichte werden“, sagte Oberbürgermeister Andreas Brand bei der
gestrigen Sitzung des Gemeinderats. Zur Abstimmung stand eine Neuausrichtung des
Katamaranbetriebs. Vor rund einem Jahr hatten erste Gespräche stattgefunden –
beteiligt waren neben dem Konstanzer und Friedrichshafener Gemeinderat auch die
Technischen Werke Friedrichshafen (TWF), die Stadtwerke Konstanz (SWK) und die
Katamaran-Reederei. Heraus kamen zwei mögliche Varianten der Neuausrichtung:
Eine Option stellte die Eingliederung des Katamaranbetriebs in die
Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) dar, eine andere Möglichkeit war die Optimierung
des Status quo.
Wie Brand mitteilte, haben sich alle
Beteiligten jetzt auf die zweite Variante geeinigt. „Unser Ziel ist es, den
Katamaranbetrieb langfristig möglichst gewinnbringend zu gestalten“, sagte
der Häfler Oberbürgermeister. Dafür müssten vor allem die Fahrgastzahlen
gesteigert werden. Die Erlöse sollen mittels einer veränderten Tarifpolitik um
300 000 Euro pro Jahr gesteigert werden. Laut Brand könnten beispielsweise
attraktive Angebote in Wintermonaten zu einer höheren Auslastung führen. Außerdem
sollen die Kosten für die beiden Gesellschafter der Katamaran-Reederei, SWK und
TWF, pauschal gesenkt werden – etwa durch eine moderatere Anpassung der
Stundensätze von Schiffsführern und durch Einsparungen bei der kaufmännischen
Betriebsführung. Brand sprach sich auch dafür aus, auf einen zweiten Schiffsführer
an Bord zu verzichten und stattdessen einen Matrosen einzusetzen. Dennoch sei es
unmöglich, den Katamaranbetrieb kostendeckend oder gar gewinnbringend zu
gestalten, so Brand. Derzeit bewege sich der Kostendeckungsgrad zwischen 75 und
85 Prozent.
Die meisten Fraktionsvertreter sprachen sich
wohlwollend für das neue Konzept aus – einzig bei den Grünen stieß die
Neuausrichtung auf grundlegende Zweifel: „Ist es tatsächlich ein Erfolg, das
Defizit zu senken?“, fragte Mathilde Gombert in ihrer Fraktionserklärung. Bei
vier Grünen-Gegenstimmen wurde dem Antrag zugestimmt.
(Südkurier v. 28.06.11)