Steifer Wind

Kapitän trotzt Budgetkürzung bei Kreuzlinger Solarfähre

Trotz der vom Gemeinderat mit dem Budget 2008 genehmigten Kürzung der städtischen Beiträge an den Betrieb der Solarfähre will Kapitän Detlef Weinschenk weitermachen.

Wenn im nächsten Frühling die Solarfähre im Kreuzlinger Hafenbecken eingewassert wird, dürfte einiges anders sein als in den fünf Jahren zuvor. Das Schiff wird wohl kaum mehr unter der Kreuzlinger und Bottighofer Flagge übers Wasser gleiten, denn die Beiträge wurden massiv gekürzt.

Bottighofens Souverän kippte die Betriebsbeiträge bereits 2005 aus dem Budget, worauf private Sponsoren in die Lücke sprangen. Der Kreuzlinger Gemeinderat kürzte die Subventionen nun mit dem Budget 2008 von 40.000 auf 10.000 Franken. Mittlerweile sind die Geldflüsse aus Bottighofen, die auf der Einnahmenseite zusammen mit dem Billettverkauf mit 400.000 Franken zu Buche schlugen, nach der Versuchsphase versiegt.

Kapitän muss neu rechnen

Dies bedeutet, dass Kapitän und Reeder Detlef Weinschenk ab nächstem Jahr nur noch mit einem Fixbetrag von 10 000 Franken rechnen kann. Bisher mietete die Stadt Kreuzlingen seine Fähre an jeweils 100 Tagen für 60.000 Franken. «Für mich wird das sehr schwierig», sagt Detlef Weinschenk. Im gleichen Atemzug betont er aber auch, dass er weitermachen wolle beziehungsweise müsse. Für die «Sole mio» habe er 46.000 Euro bezahlt und zusätzlich einiges in Reparaturen investiert. Ihm sei immer klar gewesen, dass über die Beiträge für die Solarfähre auf politischer Ebene entschieden werde und er somit keine Sicherheit auf zehn Jahre habe – doch dieses Risiko habe er in Kauf genommen, so der Kapitän.

Therme Konstanz im Auge

Da Kreuzlingen nun keine Fähre mehr betreiben will, bleibe ihm mehr Zeit für weitere Aufträge wie beispielsweise Charterfahrten. Auch den Fahrplan will Detlef Weinschenk auf vier Stunden täglich reduzieren und eventuell ein neues Ziel ansteuern. Ins Auge gefasst hat er einen Kurs zur Therme Konstanz.

Einen Kurs von der Therme zum Fischerhaus hätte auch Thomas Gut, Geschäftsführer von Kreuzlingen Tourismus, befürwortet. Auf interessanten Strecken und in sinnvollem Takt verfüge die Solarfähre durchaus noch über touristisches Potenzial, auch wenn die Billettverkäufe zuletzt stagnierten.

Thomas Gut hat die Solarfähre während der letzten zwei Jahre im Auftrag der Stadt vermarktet und betrieben. Er bedauert die Streichung der Beiträge sehr, denn bei der Solarfähre handle es sich nicht allein um ein Vergnügungsschiff, sondern um ein Bekenntnis zu umweltfreundlicher Energie. «Wir haben nur begeisterte Rückmeldungen von den Fahrgästen erhalten.»

Stadt will nun Sponsor sein

Stadtammann Andreas Netzle bekräftigt auf Anfrage, dass sowohl der Stadt- wie auch der Gemeinderat der Ansicht seien, dass es nicht Aufgabe der öffentlichen Hand sei, ein Ausflugsschiff in der bisherigen Weise zu subventionieren. Die Resonanz im Markt sei zu gering. Mit dem Sponsor-Beitrag in der Höhe von 10.000 Franken setze die Stadt ein Zeichen für erneuerbare Energie. Außerdem erleichtere man dem Kapitän den Übergang in die Selbständigkeit. Aus diesen Gründen habe man die Beiträge nicht ganz gestrichen. «Es wäre schön, wenn Herr Weinschenk mit diesem Anstoß weitere Sponsoren findet», so Andreas Netzle. Noch sei die weitere Zusammenarbeit mit dem Eigner nicht konkretisiert worden. Detlef Weinschenk hofft nun, dass er möglichst bald weitere Geldgeber findet.

(Martina Eggenberger/St. Galler Tagblatt v.  09.11.07)

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