Jetzt wird geschraubt und
geputzt
Wenn
sich der Sommer auf die südliche Halbkugel verabschiedet, verschwinden auch die
Mitarbeiter der saisonabhängigen Betriebe von der Bildfläche. So mag mancher
annehmen, dass die Minigolf-Betreiberin ihre zahlreichen Überstunden abfeiert
und für drei Monate in die Südsee fliegt oder dass der Kapitän der weißen
Flotte die Zeit nutzt, um sich seinem auf der Strecke gebliebenen Hobby zu
widmen.
In Wahrheit wird wirklich die eine oder andere
Überstunde abgefeiert, aber zu tun gibt es dennoch genug. Der Winter ist nämlich
die Zeit, in der die im Sommer meist sieben Tage in der Woche geöffneten
Betriebe all das erledigen können, was in der hektischen Hauptsaison auf der
Strecke bleibt.
Schifffahrt „Winter ist in der Werft
Hochkonjunktur“, sagt Mathias Ficek, er arbeitet das ganze Jahr über in der
Konstanzer BSB-Werft. Wenn die Fahrgäste die Weiße Flotte zum Saisonende
verlassen, beginnt für die Werft der Hauptbetrieb des Jahres. Bis zum
Saisonbeginn eine Woche vor Ostern müssen alle Boote wieder einsatzbereit sein.
Sechs Schiffe, drei Katamarane und das Arbeitsschiff
Friedrichshafen sind in Konstanz zur Instandhaltung. Es wird ständig an
zwei bis drei Schiffen gearbeitet, wobei jeweils bis zu 800 Arbeitsstunden
anfallen. Auch für das Schiffspersonal ist keinesfalls Winterpause angesagt.
Neben Saisonkräften sind viele der Matrosen, Kassierer und Kapitäne gelernte
Handwerker und packen im Winter mit an. 20 alleine in Konstanz, so auch Thomas
Geiger, der Schiffsführer arbeitet im Winter als Elektriker. Auf der MS
Karlsruhe feilt er an einer elektronischen Lösung zum Optimieren des
Spritverbrauchs. Für ihn liegt der Vorteil der Personallösung darin, dass man
Erkenntnisse aus dem laufenden Betrieb in die Wartungs- und Erneuerungsarbeiten
einfließen lassen kann.
Neben der Wartung der Maschinen muss alles erneuert werden, was in der Saison abgenutzt wurde, so durch starken Wind beanspruchte Poller. Auch die tausendfach benutzte Kloanlage wird komplett ausgebaut und gereinigt. Für eine gute Optik sorgen am Ende die Maler, die dem Schiff einen neuen Anstrich verpassen. Aus dem Wasser kommen die Schiffe nur alle fünf Jahre. Da dies in Konstanz nicht möglich ist, wird die MS Stuttgart, bei der es diesen Winter soweit war, in einer Kressbronner Werft auf Vordermann gebracht.
(Südkurier
v. 03.03.10)