Bodenseeschifffahrt
hält nichts von Winterschlaf
Die
Silvesterschiffe sind ausgebucht – In der Werft gibt es bis zum Saisonbeginn
am 1. April noch viel zu tun
Ende Oktober haben die Konstanzer
Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) die Saison mit einer Bilanz von rund 2,2
Millionen Fahrgästen abgeschlossen. Das waren – trotz des bescheidenen
Sommers – sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Jörg Handreke, technischer
Geschäftsführer der BSB, ist mit der Saison „sehr zufrieden“, nicht
zuletzt, weil der Umsatz im Vergleich zum verregneten Vorsommer um acht Prozent
gesteigert werden konnte.
Die Mehreinnahmen sind dringend nötig, um die
Flotte wieder auf Vordermann zu bringen. 700 000 Euro nimmt die BSB – eine
Tochter der Stadtwerke Konstanz GmbH – im Winterhalbjahr in die Hand, um Großschiffe
wie die „Graf Zeppelin“, die „Königin
Katharina“ und die Motorfähre
„Euregia“ bei Landrevisionen in Schale zu werfen. Meist in der
BSB-eigenen Werft in Friedrichshafen, die nach dem Aus der Kressbronner
Bodanwerft an Bedeutung gewonnen hat.
40 Fremdfirmen helfen mit
Werkstattleiter Gerold Kamm arbeitet seit dem
Frühsommer in der Häfler Werft mit seinen Mannen an den Revisionsplänen, die
punktgenau auf den Saisonbeginn abgestimmt sind. Bis zu 40 Fremdfirmen unterstützen
das BSB-Team. Mehr als 30 Elektriker, Schlosser, Schreiner und Maler werkeln an
den Flottenteilen. Eine komplett neue Lackierung und eine verbesserte
Klimaanlage steht für die „Graf Zeppelin“ auf dem Plan, eine Kühlanlage
der Motoren für die „Konstanz“ und
die „Lindau“. Auf einen
Neuanstrich, neue Freidecksbeläge und ansprechendes Mobiliar wartet ab Januar
die „Königin Katharina“. Während der Wartungsarbeiten im Wasser bleiben
vor Konstanz und Friedrichshafen die „Stuttgart“,
die „München“, die „Karlsruhe“
und die „Baden“. Das Fährschiff „Euregia“
wird in der Werft in Romanshorn überholt.
Aufgrund des milden Herbstes war es dieses
Jahr nicht einfach, Handwerker wie die Maler pünktlich in die Werft zu locken.
Der Grund: Die Temperaturen im Freien haben es zugelassen, bis spät in den
Herbst hinein auch noch an Gebäudefassaden zu arbeiten.
Wie geht’s weiter mit der Werft?
Um die Überplanung des Häfler Werftgeländes
ist es nur öffentlich ruhig geworden. Die Werft beizubehalten ist inzwischen
Fakt, erst recht nach der Entwicklung in Kressbronn. Im Stillen arbeiten die Städte
Friedrichshafen und Konstanz gemeinsam an einer Lösung, erklären der
technische Geschäftsführer der BSB, Jörg Handreke, und der Erste Bürgermeister
der Stadt Friedrichshafen, Dr. Stefan Köhler, übereinstimmend. „Auf der
Arbeitsebene ist alles im Fluss“, sagt Köhler der SZ, und: eine Entscheidung
in den nächsten zwei Jahren sei nicht zu erwarten. Ein Problem ist diese
Zeitschiene nicht. Beide Partner stehen nicht unter Zeitdruck.
Obwohl die Werft nicht gerade vor
„prickelndem“ Aussehen strotzt: Dass es sich beim Werftgelände um ein
„Filetstück“ in der Stadt handelt ist keine Frage. Besonders attraktiv ist
das Drittel der Fläche, das direkt am Wasser liegt. Dieses Areal muss
allerdings mit dem rückwärtigen Teil unter Einbeziehung der Werft und damit
gesamtheitlich entwickelt werden. Und das ist nicht einfach. Ein Industriegebiet
(Werft) mit all seinen Nachteilen (Lärm) mit der übrigen Nutzung
(Wohnbebauung) verbinden zu können, bedarf auch rechtlichen Überprüfungen und
Lösungen. Köhler strebt eine harmonische Lösung an, will „auf jeden Fall“
die Bevölkerung mit ins Boot nehmen, einen Wettbewerb vorschalten und die
Vorschläge dann umfassend diskutieren.
(Siegfried Großkopf/Schwäbische Zeitung v. 29.12.11)