Endspurt: Im März soll das Schiff wieder flott sein

Zuwachs im Meersburger Weiße-Flotte-Hafen, und das mitten im Winter: Angetrieben von den neuen Schottel-Pumpjets legte jetzt die historische Motorfähre aus dem Jahr 1928 mit eigener Kraft in der Burgenstadt an. Weil sich am Anleger in Konstanz-Staad kaum noch Wasser unter dem Kiel befand, hat das Schiff sein Winterlager auf die andere Seeseite verlegt. Dort soll es nach Möglichkeit bis zum Saisonbeginn der Weißen Flotte am 17. April bleiben.

Seit vielen Jahren arbeitet der Verein „Rettet die Meersburg ex Konstanz“ mit vielen Helfern ehrenamtlich an dem Schiff, in das 1,6 Millionen Euro investiert wurden, um es wieder flott zu machen. Jetzt stehen alle Signale auf Grün: Eingeläutet ist die Phase der Endarbeiten im Motorenraum, an der Belüftung und den noch einzubauenden Tagestanks sowie verschiedener Kleinarbeiten, wie Gründungsmitglied Rudolf Christiani der SZ sagte. Am kommenden Montag werden durch die Firma Herter aus Salem so genannte Krängungs-Versuche unternommen: Über einen Kran werden einseitig Gewichte auf die Fähre verbracht, um deren Verhalten zu testen. Gefeiert werden soll die Fertigstellung und Abnahme des Schiffes Ende März. Im Mai ist die Schiffstaufe auf den Namen „Konstanz“ vorgesehen.

Im Jahr 1928 als erste Binnenfähre Europas in Dienst gestellt, legt das Schiff nach seiner Restaurierung noch in diesem Jahr wieder ab. Nach Testfahrten und der Abnahme durch das Konstanzer Schifffahrtsamt soll die 32 Meter lange und 9,40 Meter breite Fähre dann unter der Regie der Stadtwerke Konstanz zu Ausflugsfahrten vom historischen Anleger in Konstanz-Staad im Überlinger See eingesetzt werden.

Bewegte Geschichte

Als die Fähre im Oktober 1963 aus dem Dienst ausgemustert wurde, musste sie für zwei Baufirmen als Bagger- und Rammschiff unter dem Namen „Lukas“ Frondienste leisten. Während der „Seegfrörne“ wurde sie als Eisbrecher eingesetzt. Diese Demütigungen waren längst zu Ende, als sie von einem Mitglied des späteren Fördervereins „Rettet die Meersburg ex Konstanz“ vor Überlingen entdeckt wurde. Der Bauunternehmer schenkte den maroden Schandfleck einem Segler, und der verkaufte ihn für eine D-Mark dem Verein.

1996 ließ der Verein das Schiff von der Überlinger Mole wegschleppen, wo es in einen „rostfördernden Dornröschenschlaf“ gefallen war, und brachte es zunächst nach Kressbronn, später unter die Rheinbrücke nach Konstanz, um es dort zu restaurieren. Für „vorbildliches bürgerschaftliches Engagement in der Denkmalpflege“ hat die Denkmalstiftung Baden-Württemberg den 185 Mitglieder starken Verein ausgezeichnet, der in mehr als zehn Jahren 80000 ehrenamtliche Arbeitsstunden in die Fähre investierte.

Das Württembergische Landesmuseum und das deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven haben die schifffahrts- und verkehrsgeschichtliche Bedeutung der Fähre bestätigt. Durch das Denkmalamt wurde sie zum technischen Denkmal erklärt – zum einzigen schwimmenden im Land übrigens.

(Schwäbische Zeitung v. 15.02.11)

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