Endspurt:
Im März soll das Schiff wieder flott sein
Seit vielen Jahren arbeitet der Verein
„Rettet die Meersburg ex Konstanz“ mit vielen Helfern ehrenamtlich an dem
Schiff, in das 1,6 Millionen Euro investiert wurden, um es wieder flott zu
machen. Jetzt stehen alle Signale auf Grün: Eingeläutet ist die Phase der
Endarbeiten im Motorenraum, an der Belüftung und den noch einzubauenden
Tagestanks sowie verschiedener Kleinarbeiten, wie Gründungsmitglied Rudolf
Christiani der SZ sagte. Am kommenden Montag werden durch die Firma Herter aus
Salem so genannte Krängungs-Versuche unternommen: Über einen Kran werden
einseitig Gewichte auf die Fähre verbracht, um deren Verhalten zu testen.
Gefeiert werden soll die Fertigstellung und Abnahme des Schiffes Ende März. Im
Mai ist die Schiffstaufe auf den Namen „Konstanz“ vorgesehen.
Im Jahr 1928 als erste Binnenfähre Europas in
Dienst gestellt, legt das Schiff nach seiner Restaurierung noch in diesem Jahr
wieder ab. Nach Testfahrten und der Abnahme durch das Konstanzer Schifffahrtsamt
soll die 32 Meter lange und 9,40 Meter breite Fähre dann unter der Regie der
Stadtwerke Konstanz zu Ausflugsfahrten vom historischen Anleger in
Konstanz-Staad im Überlinger See eingesetzt werden.
Bewegte Geschichte
Als die Fähre im Oktober 1963 aus dem Dienst
ausgemustert wurde, musste sie für zwei Baufirmen als Bagger- und Rammschiff
unter dem Namen „Lukas“ Frondienste leisten. Während der „Seegfrörne“
wurde sie als Eisbrecher eingesetzt. Diese Demütigungen waren längst zu Ende,
als sie von einem Mitglied des späteren Fördervereins „Rettet die Meersburg
ex Konstanz“ vor Überlingen entdeckt wurde. Der Bauunternehmer schenkte den
maroden Schandfleck einem Segler, und der verkaufte ihn für eine D-Mark dem
Verein.
1996 ließ der Verein das Schiff von der Überlinger
Mole wegschleppen, wo es in einen „rostfördernden Dornröschenschlaf“
gefallen war, und brachte es zunächst nach Kressbronn, später unter die
Rheinbrücke nach Konstanz, um es dort zu restaurieren. Für „vorbildliches bürgerschaftliches
Engagement in der Denkmalpflege“ hat die Denkmalstiftung Baden-Württemberg
den 185 Mitglieder starken Verein ausgezeichnet, der in mehr als zehn Jahren
80000 ehrenamtliche Arbeitsstunden in die Fähre investierte.
Das Württembergische Landesmuseum und das
deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven haben die schifffahrts- und
verkehrsgeschichtliche Bedeutung der Fähre bestätigt. Durch das Denkmalamt
wurde sie zum technischen Denkmal erklärt – zum einzigen schwimmenden im Land
übrigens.
(Schwäbische Zeitung v. 15.02.11)