Ur-Schiff fährt 2010 wieder

Die erste Fähre der Stadtwerke Konstanz soll ab 2010 wieder auf dem See fahren. Sie werde vor allem im Tourismus eingesetzt, kündigte Geschäftsführer Konrad Frommer bei einer Feierstunde zum 80-jährigen Bestehen der Fährverbindung Konstanz-Meersburg an.

„Es ist die am meisten frequentierte Binnen-Schiffslinie Europas“, sagte Konrad Frommer an Bord der ersten Fähre „Meersburg ex Konstanz“. In den 80 Jahren seien 263 Millionen Menschen über den See transportiert worden. Die Schiffe nahmen außerdem 70 Millionen Autos und Lastwagen auf. Mit dem Gründungsjahr 1928 sei das Schiff die erste Autofähre Europas gewesen.

Die Schiffslinie war eine kühne Idee des damals für die Technischen Werke zuständigen SPD-Bürgermeisters Fritz Arnold. Der Widerstand in einer finanziell unsicheren Zeit war groß, die Narren spotteten über den Plan. Die Konstanzer haben daher lange gebraucht, ehe der endgültige Beschluss gefasst wurde: Die Debatten dauerten von 1914 bis 1925. Die Stadtväter stimmten aber letztlich zu. Die neue Schiffsverbindung erschloss den Linzgau für die Stadt und sie schuf die Basis für das besondere Verhältnis zweier Bodenseestädte. Konrad Frommer: „Konstanz und Meersburg wurden zu unzertrennbaren Nachbarn.“

Der Betrieb lief unglaublich an: Bereits 1929 wurden statt der kalkulierten 12.000 Fahrzeuge etwa 48.000 gezählt. 1930 wurde die zweite Fähre in Betrieb gestellt, sie war bereits überdacht. Zunächst hatten viele Menschen im Linzgau von der Schiffsverbindung profitiert, sie kamen zum Einkauf und Bauern transportierten Waren und Vieh nach Konstanz. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde sie für die Städter aber ebenso wichtig: Es fehlten Nahrungsmittel und so setzten Hamsterfahrten ins Meersburger Hinterland ein.

Für die Stadtwerke ist die Schiffsverbindung mit über fünf Millionen Fahrgästen im Jahr und mehr als zwei Millionen transportierten Fahrzeugen (inklusive Fahrrädern) eine wichtige Einnahmequelle. Damit stärkt das Unternehmen sein Bus-Angebot. „Die Fähre hilft nicht nur Zeit sparen, sondern auch Energie und Schadstoff-Ausstöße“, sagte Frommer. Sechs Schiffe pendeln rund um die Uhr zwischen beiden Städten. Eine neue Fähre wird 2010 in Dienst gestellt. Die Stadtwerke bauten in den vergangenen Jahren den Fährehafen in Konstanz-Staad um, zudem wurden die Anlegestellen in beiden Häfen für die Zukunft gerüstet.

Die „Meersburg ex Konstanz“ soll ab 2010 Gäste über den Überlinger See schippern oder bei Firmenjubiläen und Kulturveranstaltungen eingesetzt werden, kündigte Fähre-Chef Krister Hennige an. Ziel sei es, Technik und Nostalgie begeisterte Menschen anzusprechen. Werner Endres freute sich als Vertreter der Stadt Meersburg über die Pläne: „Ich hätte nicht geglaubt, dass das eines Tages wahr wird.“

Die Fähre ist als einziges Fährschiff Deutschlands zum Technischen Denkmal erklärt worden. Der historische Anleger steht ebenfalls unter Schutz. Die Stadtwerke wollen ihn für rund 350.000 Euro sanieren.

Auf den Verein „Rettet die Meersburg ex Konstanz e.V.“ kommen weitere Kosten zu. Rund 100.000 Euro seien für die restlichen Arbeiten noch nötig, berichtete Vorsitzender Franz Hiller. Daher ist gerade eine Spendenaktion „Ein Schiff wird kommen“ angelaufen. 1996 haben die Arbeiten an der Fähre begonnen. „Wir wussten oft nicht, wie es finanziell weitergehen soll“, sagte Hiller. Er und seine Mitstreiter freuen sich, dass das Schiff wieder auf dem Wasser eingesetzt wird: „Es sollte kein Café werden, das in irgendeinem Hafen liegt.“

(Südkurier v. 01.10.08)

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