Maschinen klar auf der Meersburg ex Konstanz: Die historische Fähre kann wieder mit eigener Motorkraft fahren. „Alle Systeme funktionieren“, sagte Franz Hiller, Vorsitzender des Vereins „Rettet die Meersburg ex Konstanz“.
In der ersten Automobilfähre auf einem Binnensee arbeiten die historischen Motoren und ein moderner Pump-Jet-Antrieb. Beide seien nun bereit für die erste Probefahrt auf dem See. Sie ist in den nächsten Tagen geplant. Je nach Wasserstand Ende April oder Anfang Mai ist dann die öffentliche Jungfernfahrt der restaurierten Fähre vorgesehen. Danach soll die Fähre in Pacht den Stadtwerken für Sonderfahrten übergeben werden. Für Reparaturen und Instandhaltung bleibe der Verein verantwortlich.
Er plant den Aufbau eines neuen Internetauftritts und ein Bistro auf dem Schiff. Die Finanzen allerdings sprächen dagegen: „Wir haben das Geld nicht, aber wir wollen fertig werden“, sagt Hiller. Der Vereinsvorsitzende bedauert, die Suche nach einem Sponsor für den Schriftzug sei bisher erfolglos gewesen. Die Fähre soll wie bei der Inbetriebnahme 1928 den Namen Konstanz bekommen. Als Sponsoringbetrag schwebt dem Verein 10.000 Euro vor. Hiller zeigt sich enttäuscht, dass die Stadt die Zuschussanfrage abgelehnt habe.
Die Fähre, die 1928 zwischen Meersburg und Konstanz pendelte, wird bald erneut Meersburg ansteuern und dort voraussichtlich erst einmal bleiben. Denn das Schiff kann nicht am historischen Fähranleger in Staad überwintern. Das Wasser ist dort zu niedrig. Aktuell habe die Fähre nur noch 30 bis 40 Zentimeter Wasser unterm Kiel, sagt Franz Hiller. Dem Schiff drohe bei Wind mit dem Ruder aufzusetzen. Der Verein „Rettet die Meersburg ex Konstanz“ würde allerdings eine Überwinterung am langjährigen Reparaturplatz unter der Neuen Rheinbrücke vorziehen. Unter der Brücke wäre das Schiff geschützt vor Wind und Wetter, sagt Hiller.
Unter der Brücke lag das Schiff viele Jahre und es sah lange nicht so aus, als würde es je wieder schwimmen können. „Vor 17 Jahren hatten ein paar Männer die Vision, aus eine einem Schrotthaufen ein fahrbares Schiff zu machen“, sagt Hiller. Damals verhinderten engagierte Bürger, allen voran Gernot Widmer, das Abwracken der Fähre, die zum Arbeitsschiff umfunktioniert worden war. Seitdem habe der Verein rund 1,4 Millionen Euro in die Fähre gesteckt, sagt Hiller. 353 000 Euro kamen von Spendern, 861 000 Euro aus Zuschüssen des Denkmalschutzes und 340 000 Euro von der Arbeitsagentur. Sie vermittelte Langzeitarbeitslose für Arbeiten aufs Schiff. Dazu kommen viele tausend Stunden freiwilliger Helfer.
(Claudia Rindt/Südkurier v. 17.11.10)
Der Verein „Rettet die Meersburg ex Konstanz“ sammelt Anekdoten und Dokumente zur ersten Fähre, die ab 1928 zwischen Konstanz und Meersburg pendelte. Er hofft auf Zeitzeugen aus der Bürgerschaft, die noch persönliche Erinnerungen an die Fähre haben und eventuell Bilder vom damaligen Betrieb.
Die Zeitdokumente will der Verein im Frühjahr beim Fest zur Jungfernfahrt der sanierten Fähre präsentieren. Kontakt: Franz Hiller, Telefon: 0 77 32/8 63 25, E-Mail; u.f.hiller@t-online.de
(Südkurier v. 18.11.10)