Zollhaus Ludwigshafen im Blickpunkt

Das historische Zollhaus, das 1837 erbaut und 1838 als Großherzoglich Badisches Hauptzollamt eröffnet wurde, soll am „Tag des offenen Denkmals“ in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt werden.

Der 12. September ist auch ein Angebot für Schüler und Lehrer, Geschichte vor Ort lebendig werden zu lassen. Ein Rahmenprogramm soll es laut Bürgermeister Matthias Weckbach geben. Doch: „Das wird derzeit noch ausgearbeitet“, sagt er.

Ludwigshafen war zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein bedeutender Güterumschlagsplatz dank der Initiative eines jungen Lehrers namens Carl Zyriak Hamma. Die Gemeinde blühte wirtschaftlich auf, vor allem gefördert durch den lebhaften Transithandel, der sich über den See von und nach Bayern, Italien, Österreich und der Ostschweiz her entwickelte. Nicht zuletzt auch gefördert durch Zoll- und Straßengeldbegünstigungen seitens der badischen Regierung, die sich in Sernatingen (heute Ludwigshafen) einen badischen Handelsplatz am See wünschte, der insbesondere das württembergische Buchhorn (heute Friedrichshafen) überflügeln sollte. Mit badischen Staatsmitteln wurde daher der Sernatinger Hafen großzügig ausgebaut. Durch die englische Werft Pitchard in Dover wurde das erste badische Dampfboot „Leopold“ – nach dem Großherzog benannt – gebaut, das ab 1831 regelmäßig Ludwigshafen, wie der Ort nach seiner Umbenennung 1826 hieß, anlief. Es gelang tatsächlich, die Warenroute, die bislang in der Hauptsache über Schaffhausen verlief, nach Ludwigshafen abzuziehen. Der Staat profitierte von stattlichen Zolleinnahmen.

Zwangsläufig setzte sich in Karlsruhe der Plan zum Bau eines Hauptzollamtes durch. 1836 beschloss der Gemeinderat, für den gesamten Holzbedarf zum Bau dieses Gebäudes aufzukommen, dessen Planung in den Händen der Konstanzer Bezirksinspektion lag. Schließlich konnte das Hauptzollamt einschließlich Lagergebäude nach eineinhalbjähriger Bauzeit 1838 seiner Bestimmung übergeben werden. Am 5. August 1859 erließ die Karlsruher Zolldirektion für Ludwigshafen die erste „Hafen- und Zollhofs-Ordnung“. Nach der dortigen Beschreibung umfasste das Hafengebiet „das Hafenbecken, die dasselbe umgebende Hafenmauer, die hölzerne Dammbrücke, den Kai längs des Zollgebäudes und den Steigweg an der westlichen Seite der Hafenmauer“ außerhalb des Hafenbeckens. Doch Ende des 19. Jahrhunderts bricht ein neues Zeitalter an: 1895 kommt die Eisenbahn an den See. Der Warentransport wird zunehmend auf die Schiene verlegt. Noch bevor das 20. Jahrhundert angebrochen ist, hören die Schiffsumschlagplätze auf zu bestehen. Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Radolfzell-Überlingen wird in Ludwigshafen am 21. August 1895 in Anwesenheit des Großherzogs Friedrich I von Baden der Bahnhof eingeweiht. Hauptzollamt und Lagerhalle werden aufgelöst.

Heute gilt das ehemalige Badische Großherzogliche Hauptzollamt, das die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen vom Land Baden-Württemberg erwerben konnte, neben der Pfarrkirche St. Otmar als Wahrzeichen von Ludwigshafen. Das Hauptgebäude beherbergt heute das Rathaus, das ehemalige Lagergebäude mit den angebauten Satelliten dient kulturellen Veranstaltungen. Am „Tag des offenen Denkmals“ soll das unter Denkmalschutz stehende Gebäude an eine ruhmreiche Vergangenheit erinnern.

(Südkurier v. 18.08.10)

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