Ein Verkehrshaus auch am Bodensee

Für den Fortschritt der Mobilität war die Bodenseeregion mit innovativen Firmen eine technologische Wiege. An vier Erlebnistagen bietet sich Gelegenheit, Verkehrs- und Industriegeschichte zu erkunden. Diesen Sonntag zum ersten Mal.

Der Bodensee war selber in früheren Zeiten eine Wasserverkehrsstrasse. Güterschiffe mit großen Segeln, Lädinen, verkehrten im Mittelalter auf dem Dreiländersee. In der Industrialisierung siedelten sich Betriebe am See an. Sie versprachen sich über die Hochrheinschifffahrt den Zugang zum Meer und so die Nähe zu Rohstoff- und Absatzmärkten.

Große Ausstrahlung

Geplant waren große Frachthäfen – so im Wollmatinger Ried und auch zwischen Arbon und Romanshorn. Doch die Schiffbarmachung des Rheins über Basel hinaus bis zum Bodensee scheiterte politisch. Nicht zuletzt auch durch hier ansässige Unternehmen und die Lage erlangte die Bodenseeregion als historischer Verkehrsknotenpunkt den Ruf, eine Wiege vieler Innovationen in der Verkehrstechnik zu sein. Sie hat Industrien mit weltweiter Ausstrahlung hervorgebracht.

In Arbon wurden die ersten Fahrräder und Lastwagen der Schweiz gebaut. An der Seepromenade ist im Mai 2010 das neue Saurer-Museum eröffnet worden. Es zeigt die Geschichte der Firma und – neben dem Textilmaschinenbereich – speziell die Entwicklung im Lastwagenbau.

Luft, Wasser, Strasse, Bahn

Friedrichshafen (Dornier) war eine Hochburg der Luftfahrtindustrie – die Zeppeline NT (Neue Technologie) führen diese Tradition fort. Von Rorschach nach Heiden überwand die Bahn unter Dampf Steigungen. Auf dem Bodensee verkehrte einst eine stolze Flotte von Dampfschiffen. Erhalten geblieben ist der Raddampfer «Hohentwiel». Der Halbsalondampfer diente dem letzten König von Württemberg als Staatsyacht. Das Wrack war 1984 originalgetreu restauriert worden und fährt heute unter österreichischer Flagge. In Staad gibt es das internationale Bodensee-Schifffahrtsmuseum.

In Romanshorn, dem nordöstlichen Brückenpfeiler des schweizerischen Bahnnetzes, gibt es seit neuerer Zeit zwei Museen, die sich der Auto- und der Bahngeschichte widmen: Autobau und Locorama. Rund um den Bodensee lässt sich heute die vielfältige Verkehrsgeschichte hautnah erleben.

Museen spannen zusammen

Museen, Bahnen und Organisationen haben sich vernetzt und spannen zusammen. Sie firmieren unter dem gemeinsamen Label «Classic Bodensee». «Die Idee war», sagt Roland Widmer von Arbon Classics, «die eines dezentralen Verkehrshauses am Bodensee.»

Viermal Erlebnistage

Viermal gibt es in diesem Jahr die Classic-Bodensee-Erlebnistage. Ein Eintritt (Erwachsene 15 Franken, Kinder bis 16 in Begleitung Erwachsener gratis) berechtigt zum Besuch von Museen und zu Bahnfahrten. Neben dem Saurer-Museum in Arbon machen der Autobau und das Locorama in Romanshorn mit, die Rorschach-Heiden-Bahn und das Fliegermuseum Altenrhein.

Erlebnistage Classic Bodensee 2011: Sonntage, 5. Juni, 3. Juli, 7. August, 4. September. Tickets im Infocenter

(Max Eichenberger/St. Galler Tagblatt v. 04.06.11)

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