Dampfbootrennen: Mit Volldampf voraus in Richtung Ziel

Der Sieger heißt Minette und ist das kleinste Schiff, das beim großen Dampfbootrennen in Friedrichshafen angetreten ist.

Von der Uferpromenade aus, vom Moleturm oder gar vom extra aus diesem Anlass geliehenen Tretboot verfolgten die Zuschauer das Dampfbootrennen vor Friedrichshafen. Doch der eigentliche Renner beim Publikum war wohl eher die Chance, auf einem dieser kleinen Boote einmal selbst mitzufahren und die Technik aus nächster Nähe bewundern zu können.

Drei große Runden zwischen Schlagwerk und der vierziger Seetafel absolvierten die Dampfboote mit viel Getute und großen Rauchschwaden beim Dampfablassen. „Dampfablassen gehört bei uns zum Betriebssystem, beides Wörter, die im letzten Jahrhundert eine völlig andere Bedeutung hatten als heute“, erläutert Karl Sailer, Vorsitzender des Deutschen Dampfboot Vereins (DDV). „Aber die Dampfboote sind ja aus dieser Zeit“, fügt er hinzu. Dampf lassen sie ab, um einen Überdruck im Kessel und damit eine Explosion zu vermeiden. Gleichzeitig nutzen sie die überschüssige Energie, um durch lautes Tuten auf sich aufmerksam zu machen. Geheizt werden die Kessel meist mit Holz oder Kohle, neuere Modelle auch mit Öl. Alle sind voll funktionsfähige, technische Denkmäler und alle sind liebevoll gepflegt. Ersatzteile wie die Lagerschalen für die Pleuelstangen oder gar die Kessel werden entweder aus fernen Ländern beschafft oder als Einzelstücke nachgebaut. In Gewicht, Motorleistung und Länge sind die Schiffe jedoch zu unterschiedlich um ein „konkret abrechenbares Rennen“ gegeneinander zu fahren. Trotzdem setzte man seitens der Messe „Klassik Welt Bodensee“, zu deren Rahmenprogramm das Dampfboottreffen gehörte, diesen „Renntermin“ an.

Sechs Boote waren an der Startlinie zu sehen, das größte von ihnen: Karl Sailers Boot, die Gustav Prym, mit einer Drei-Zylinder-Verbundmaschine aus dem Jahre 1906. Nach den drei Runden unter Volldampf ging als Erstes die Minette über die Ziellinie. Sie hatte weniger Gewicht und dadurch mehr Geschwindigkeit. Darauf folgten die Gystav Prym und knapp danach die Felicitas, das mit elf Metern zweitlängste Schiff, das in Wasserburg beheimatet ist. Ebenfalls am Start die Butterfly von Friedrich Straub sowie die Serafine und die Anastasia, die am Zürichsee stationiert sind. „Laut Messeprogramm sollten eigentlich zwölf Boote nach Friedrichshafen kommen, doch mal abgesehen von der „Patricia“, die wegen einem technischen Schaden auf halbem Wege umdrehen musste, war plötzlich alles ganz anders“, berichtet Sailer und lässt ein bisschen persönlichen Dampf ab: „Das THW sollte uns einen Anlegesteg bauen, wozu es irgendwie nicht in der Lage war, und nur dank meiner Initiative, die mich drei Urlaubstage zusätzlich kostete, konnten wenigstens sechs Boote anreisen.“ Einen 30 Meter langen Steg mit Treppe, der von einer Kreuzlinger Firma zur Verfügung gestellt wurde, habe Seiler mit Helfern selbst montiert. In Friedrichshafen hätten sie die Hafenecke mit dem meisten Schwell zugewiesen bekommen, obwohl ein paar Meter weiter eine Steintreppe gewesen sei. „Viel zusätzlicher Stress und Ärger, der nicht nötig gewesen wäre, insbesondere, da wir ja die Messe ohne jede Aufwandsentschädigung um eine Attraktion bereichern“, macht Sailer seinem Unmut Luft bevor er zur Hohentwiel geht, um an der offiziellen Verabschiedung der Dampfbootkapitäne teilzunehmen.

(Südkurier v. 25.05.09)

 

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