Carolin nimmt Kurs auf Nonnenhorn

Erwartungsvoll haben 85 Landratten das Dampfschiff Hohentwiel geentert, um bei den Aufnahmen zur Sendung "Bayerntour" mit Carolin Reiber dabei zu sein . Fünf Stunden lang erlebten sie, wie Fernsehen gemacht wird . Die Erlebnisse der Kreuzfahrt auf dem Bodensee sind am 2 . Mai im Bayerischen Rundfunk zu sehen .

Mit einem kräftigen Tuten gleitet die Hohentwiel von der Anlegestelle auf den See hinaus . Am Ufer stehen Menschen und winken . Schöner könnte es kaum sein: Der Bodensee liegt glitzernd und spiegelglatt vor dem Bug, Sonne und Himmel leuchten milde, die Stimmung an Bord ist entspannt, locker, heiter . Ferienstimmung herrscht . Kreuzfahrtfeeling kommt auf . Und genauso sollen der Bodensee, die Region, die Leute auch auf die Fernsehzuschauer wirken: Paradiesisch schön .

Die "Bayerntour" macht den Bodensee und Nonnenhorner Bürger zu Fernsehstars . Dass das Leben eines solchen mit viel Anstrengung und langen Wartezeiten verbunden ist, merken die Kreuzfahrtgäste schnell . Dem Bodensee ist es eher egal . Zentnerweise Ausrüstung hat das 18-köpfige Filmteam an Bord geschleppt . Ein riesiges Regiepult wird im Bauch des Schiffes aufgebaut . Überall Kabel, Scheinwerfer, Arbeit . Und die sei auf dem Schiff gar nicht so einfach, erklärt Produktionsleiter Thomas Hock . Mit jeder Wendung des Schiffes herrschen andere Lichtverhältnisse, Licht und Ton müssen ständig nachgemessen werden .

Auch Kapitän Adolf-Franz Konstatzky hat alle Hände voll zu tun . Er bekommt Regieanweisungen, in welchen Winkel zur Sonne er das Dampfschiff jeweils drehen soll . Schon die erste Aufnahme zur Sendung muss sechs Mal wiederholt werden, bis der Regisseur Edi Baumgartner zufrieden ist . Das fahrende Publikum hat seinen Spaß dabei, vor allem, wenn die Moderatorin Carolin Reiber mit dem Schiff zu schwanken beginnt und launig und charmant meint: "Na, das können wir aber nicht nehmen . Da meinen die Zuschauer ja, ich hätte zu viel von dem guten Bodenseewein getrunken . "

Moderatorin ist weggezaubert

Das Konzept der Sendung besteht aus dem Wechsel zwischen den bereits gedrehten Filmen über Menschen und Region und der Aufzeichnung auf der Hohentwiel . An Bord stehen Interviews und Sondereinlagen mit den üblichen Verdächtigen und den unterschiedlichsten Protagonisten auf dem Programm . So besucht Carolin Reiber den Kapitän auf der Brücke und den leitenden Maschinisten Christian Hämmerle im Maschinenraum, sie plaudert mit den Drehorgelspielern Marianne und Hellmut Rebitzer, Georg Gewinner, dem Leiter des Nonnenhorner Wasserwerks, und Wilhelm Gierer, Autor und Obstbauer . Dabei ist jede Sequenz genauestens durchdacht, und Baumgartner sagt erst dann "okay, alle Kameras ab! Viel Glück und gutes Gelingen . Toi toi toi", wenn wirklich alles perfekt ist . Und trotzdem muss beinahe jede Einstellung mehrmals gedreht werden . Mal ist es ein Versprecher, mal stimmt das Licht nicht oder der Ton wird nicht übertragen . "Ja, es braucht viel Zeit, um am Ende wenige Minuten zu zeigen", sagt Carolin Reiber . Sie ist immer konzentriert, freundlich, ganz Profi eben .

Der letzte Beitrag zur Sendung macht sie nervös . Sie wird von Wolfgang und Gertraud Merk, sie sind das "Duo Chicago", weggezaubert . "Was die mit mir vorhaben! Ich trau mich kaum in die Kiste", sagt die Moderatorin, lässt sich aber vor der Kamera nichts anmerken . Jedenfalls ist Carolin Reiber plötzlich verschwunden . Die Kreuzfahrtgäste wissen, wohin . Aber sie werden das zauberhafte Geheimnis für sich behalten . Oder?

(Schwäbische Zeitung v. 28.04.07)

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