Gegen das Vergessen
Nicht 99, sondern gleich 250 gelbe Luftballons stiegen gestern Nachmittag am Meersburger Hafen in den etwas grauen Himmel. Senioren aus der österreichischen Gemeinde Hörbranz schickten sie auf die Reise mit vielen guten Wünschen. An jedem Luftballon war ein Foto der seit 50 Tagen vermissten kleinen Madeleine McCann mit Telefonnummern befestigt.
Die Geschichte der in Portugal während des Urlaubs verschwundenen kleinen Tochter der verzweifelten Eltern McCann ging um die ganze Welt. Die Eltern wollten am 22. Juni ein Zeichen setzen, dass Madeleine nicht vergessen ist und die Suche weitergeht. Am 22. Juni war das vierjährige Mädchen seit 50 Tage spurlos verschwunden. Weltweit sind an diesem Tag Luftballons mit ihrem Bild zum Himmel geschwebt. Ob in Kanada, Argentinien, Irland, Singapur, Deutschland und vielen anderen Ländern: Überall setzten diese Ballons für jeden, der sie findet, ein Zeichen für die Solidarität und die Hoffnung, dass Madeleine doch noch gefunden wird.
Die Schifffahrtsgesellschaft "Hohentwiel" hatte sich kurzfristig entschlossen, an dieser Aktion teilzunehmen. Mit dem Dampfschiff fuhren zuerst Kinder aus dem Kindergarten und der Volksschule Hörbranz von Hard nach Lindau und ließen dort Luftballons steigen. Danach bestiegen 250 Senioren das Schiff und erreichten um 14 Uhr Meersburg. Auch die Senioren beteiligten sich voller Engagement an der Luftballonaktion.
Kapitän Adolf Franz Konstatzky ist es eine Herzensangelegenheit, ein Zeichen gegen Kindesmissbrauch zu setzen. Wie er berichtet, ist die verschwundene Madeleine nur die "Spitze des Eisbergs". Jedes Jahr werden allein in Deutschland etwa 1000 Kinder als vermisst gemeldet und es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht in den Medien von Kindesmissbrauch berichtet wird. "Wenn durch unsere Aktion nur ein einziges Kind vor einem ähnlichen Schicksal bewahrt wird, hat sich unser Vorhaben mehr als gelohnt."
(Christa Mühlbauer/Südkurier v. 23.06.07)