Das Dampfschiff "Hohentwiel" 
seit 95 Jahren auf dem Bodensee


Am 01. Mai jährt sich die Indienststellung des Schaufelraddampfers "Hohentwiel" zum 95. Mal. Heute ist die "Hohentwiel" der letzte Zeuge einer glanzvollen Epoche, in der dampfgetriebene Schiffe den Bodensee befuhren und eine Schifffahrt oft nur einer kleinen Bevölkerungsschicht vorbehalten war.

Gebaut wurde die "Hohentwiel" wie der Großteil der Bodenseedampfschiffe von der Schweizerischen Werft Escher Wyss & Cie. in Zürich, die die Schiffs- und Maschinenteile fertigte, die dann per Bahn nach Friedrichshafen transportiert und auf der dortigen Werft zusammengebaut wurden. Sie war das letzte Dampfschiff der kgl. württembergischen Staatseisenbahnen auf dem Bodensee.

Das neue Schiff wurde bald nach seiner Indienststellung im Obersee-Längsverkehr zwischen Konstanz und Bregenz eingesetzt.
Der 1914 beginnende Erste Weltkrieg hatte vorerst kaum Einfluss auf die Deutsche Bodenseeschifffahrt, verhinderte aber den Bau weiterer Dampfschiffe. Der Kursverkehr wurde zwar ausgedünnt, konnte aber bis Oktober 1919 aufrecht erhalten werden. 
Ab April 1920 konnte der gesamte Oberseekurs wieder befahren werden. Im gleichen Jahr wurden die Schiffe der einstigen württembergischen, badischen und bayrischen Länderbahnen von der Deutschen Reichsbahn übernommen.  


Die Hohentwiel in den 20er Jahren in Lindau (rechts SD St. Gallen)

In den zwanziger Jahren nahm der Personenverkehr rasch wieder zu und es kam zu einem Wandel, weg von der Verkehrsflotte, hin zur Vergnügungsflotte. Nicht mehr die Berufspendler, Schüler oder der Güterverkehr beherrschten die Schifffahrt, sondern der Ausflugsverkehr von Feriengästen und Wochenendbesuchern.
Dazu wurden Fahrgastschiffe mit immer größeren Fahrgastkapazitäten benötigt. 
Im Winter 1932/1933 wurde die "Hohentwiel" in der Bodan-Werft, Kressbronn umgebaut. Auf dem bisher für den Güterverkehr offenen Vorschiff wurde ein Salon aufgebaut. Auf dem Oberdeck entstand ein weiterer kleiner Aufbau mit Rauchsalon, und das Steuerhaus kam ein Deck höher, wo eine breite Kommandobrücke hinzukam. Leider fiel diesem Umbau die Original-Einrichtung aus dem Jahr 1913, die vom Stuttgarter Künstler Bernhard Pankok entworfen worden war, zum Opfer.

Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs war die "Hohentwiel" weiterhin uneingeschränkt im Kursverkehr ab Friedrichshafen eingesetzt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die "Hohentwiel" weiterhin auf den wenigen noch aufrechterhaltenen Schiffskursen ab Friedrichshafen eingesetzt. Die Bombennacht (27./28.04.1944), bei der Friedrichshafen in Schutt und Asche versank, und mehrere Schiffe zerstört wurden, überlebte die "Hohentwiel" nur, weil sie rechtzeitig vor dem Auslaufen zur Kursfahrt nach Friedrichshafen in Konstanz zurückgehalten werden konnte. Am Ende des Krieges gab es nur noch ein Dampfschiff in Friedrichshafen - "DS Hohentwiel". Als Verstärkung der Flotte wurde das Dampfschiff "SD Lindau" nach Friedrichshafen verlegt.


Die Wettfahrt um das Blaue Band des Bodensees im Jahr 1951

Zu Beginn der 50er Jahre nahm das "DS Hohentwiel" an den legendären Wettfahrten um das "Blaue Band des Bodensees" teil. Dabei erreichte das Schiff in den Jahren 1950 und 1954 hinter den favorisierten Schiffen "Austria" und "Stadt Überlingen II" jeweils den zweiten Platz.

Dann begann das Dampfersterben am Bodensee, das auch vor der "Hohentwiel" nicht halt machte. 1960 noch als Ersatz für das ausgemusterte Schiff "Stadt Meersburg" nach Konstanz verlegt, wurde "DS Hohentwiel" am 01.11.1962 ausgemustert, nachdem das neue "MS München" in Dienst gestellt worden war.

Der Bregenzer Segelclub, der auf der Suche nach einem Clubheim war, kaufte die "Hohentwiel" und rettete sie so vor der drohenden Verschrottung. Als letztes Dampfschiff lag das Schiff 20 Jahre (1964 - 1984) lang als schwimmendes Clubheim im Segelhafen Bregenz.

Im Jahr 1984 erwarb die Vereinigung "Internationales-Bodenseeschifffahrtsmuseum e.V. den sich in einem äußerst desolaten Zustand befindlichen Dampfer.
Dieser Verein hat es geschafft, durch Spenden und den Einsatz zahlreicher Vereinsmitglieder und freiwilliger Helfer die "Hohentwiel" wieder in den Zustand von 1913 zu versetzen, wobei modernste Technik und historisches Material vereint wurden.  


Die "Hohentwiel" im Sommer 2006 vor Nonnenhorn

Seit dem 17. Mai 1990 ist das "Dampfschiff Hohentwiel", vom neuen Heimathafen Hard (A) aus, wieder im Einsatz auf dem Bodensee.
Bei zahlreichen Rund- und Ausflugsfahrten ab verschiedenen Häfen kann man eine Fahrt mit dem letzten Schaufelraddampfer des Bodensees erleben.

(Bodenseeschifffahrt.de v. 03.05.08 )

Anm. d. Red.: Dieser Artikel basiert auf unserem Bericht zum 90. Geburtstag der "Hohentwiel".

 

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