Rückenwind für "Österreich"
Für Erhaltung des ältestens Motorschiffs auf dem Bodensee formiert sich ein "Fanclub"
Das
"Schicksal" des Bodenseeschiffs
"Österreich" soll sich - die "VN" berichteten exklusiv
- in den kommenden Wochen entscheiden. Dann nämlich wird das Ergebnis einer
Untersuchung auf dem Tisch liegen, wie viel in eine Renovierung investiert
werden müsste. Und anhand dieser Expertise wollen die Vorarlberg Lines dann
entscheiden, ob das Schiff verschrottet oder modernisiert und weiter in Dienst
bleiben soll.
Die Diskussion um die 1928 gebaute "Österreich" ist eröffnet. Nicht
nur Nostalgiefans sehen im Erhalt des Schiffs eine "historische
Chance", denn "ich bin überzeugt, dass man es schon sehr bald bereuen
würde, wenn man das Schiff jetzt verschrottet", so Reinhard Kloser, der
mit der "Hohentwiel"
gezeigt hat, dass Schifffahrtstradition auf dem Bodensee eine Erfolg
versprechende Zukunft hat.
Auch "Baden" fährt weiter
Wie sehr die
Bodenseefreunde alte Schiffe schätzen, hat sich erst vor wenigen Wochen in
Konstanz gezeigt: Nach der Indienststellung der neuen "Überlingen"
wollten die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) die "Baden"
ausmustern und verschrotten. Nach heftigen Protesten haben sich die
Verantwortlichen jedoch entschlossen, die "Alte Dame Baden" weiter im
Kurs- und Charterverkehr einzusetzen. Man werde sich zudem ein Konzept
überlegen, das wirtschaftliche Interessen und nostalgisch-historische Aspekte
unter einen Hut bringt, so BSB-Chef Jörg Handreke gegenüber den
"VN". Die BSB unterstützen übrigens auch den Förderverein für die
erste Bodenseefähre, die nach langem Kampf gerettet wurde.
Kloser sieht bei der "Österreich" eine "historische Chance"
die Geschichte der Bodenseeschifffahrt von der in Immenstaad nachgebauten
Lädine (diese Lastensegler waren 14. bis 20. Jahrhundert auf dem Bodensee im
Einsatz) über die "Hohentwiel" und die erste Fähre (die "Konstanz",
erste Motorfähre auf einem mitteleuropäischen Binnensee, wurde von einem
Förderverein in mehr als zehnjähriger Renovierungsarbeit wieder flott gemacht
und erlebte vor zwei Jahren ihre zweite Jungfernfahrt als Eventschiff) bis hin
zur "Vorarlberg", die
Symbol für weit mehr als ein Schiff wurde, zu dokumentieren.
Nach anderen Maßstäben
Wenn das
Projekt Erfolg haben sollte, so Kloser, dann dürfe man sich nicht mit
"halben Sachen" zufrieden geben, sonder "die Österreich wieder
in den Originalzustand rückversetzen und ein entsprechendes Marketingkonzept
entwickeln. Es muss wie der Dampfer ein exklusives Schiff werden - so wie es
1928 in Dienst gestellt wurde." Dafür müsse zugegebenermaßen viel Geld
in die Hand genommen werden, deshalb "denke ich, dass sich eine Gruppe von
Liebhabern formieren muss, die sich an der Finanzierung des Projekts
beteiligt."
In die gleiche Kerbe schlägt Kloser-Nachfolger als "Hohentwiel"-Kapitän
Adolf Konstatzky: "Wenn es gelingt, die Exklusivität und Originalität der
"Österreich" wieder herzustellen, dann bin ich überzeugt, dass das
Klientel dafür vorhanden ist, um das Schiff wirtschaftlich erfolgreich zu
betreiben. Ich denke da natürlich an den Charterverkehr, den im Kursverkehr
oder in einem Mix von Kurs und Charter halte ich das Projekt für
problematisch." Konstatzky sieht weniger die wirtschaftliche Seite, sondern
setzt auf die emotionale Schiene. "Es gibt einen Markt für die
"Österreich" als ein einzigartiges Schiff und es wäre schade,
würden wirtschaftliche Gründe zur Verschrottung führen."
Noch ein "Problemschiff"
Im wahrsten
Sinne des Wortes neben der "Österreich" offenbart sich in der
Fußacher Werft ein anderes "Problemschiff": Die vor einigen Jahren
ausgemusterte "Lindau"
rostet wenig beachtet vor sich hin. Die Vorarlberger Recycling-Spezialisten
Jochen und Peter Ruech haben das Schiff erworben und wälzen Pläne zum Erhalt.
Allerdings soll - so der aktuelle Stand der Dinge - die Lindau nicht mehr auf
dem Bodensee verkehren, sondern nach dem Beispiel der Fähre Meersburg
in Lochau oder des "Chinesenschiffs"
in Gaißau an Land als Restaurant genutzt werden. Als Standort haben sich die
beiden Brüder das Areal des heutigen Kieswerks Zech im Auge, aber "es ist
noch nichts fix", so Peter Ruech im Gespräch mit den Vorarlberger
Nachrichten.
(Vorarlberger
Nachrichten v. 25.08.10)