Das war 2011...
Ein Rückblick auf die Bodenseeschifffahrt 2011
"Wieder ist ein Jahr vorbei..." so lautete die Überschrift unseres Jahresrückblickes für 2010. Jetzt endet das Jahr 2011 und wir lassen einige Ereignisse aus den letzten 12 Monaten Revue passieren.
Alles Bangen
und Hoffen hat nichts genützt. Die Bodan-Werft in Kressbronn ist Geschichte. Im
Januar wurde noch über eine Rettung durch mögliche Investoren diskutiert und
für den Erhalt der Werft demonstriert. Bis Ende März wurde über einen
Sozialplan verhandelt und schließlich eine Einigung über die finanzielle
Regelung und eine Transfergesellschaft für die 60 Mitarbeiter erzielt.
Am 31.03.2011 wurde dann aber von der Geschäftsführung ein Insolvenzantrag
für den Werftbereich der Bodan-Gruppe gestellt. Nachdem noch Restarbeiten
ausgeführt worden waren, wurde der Werftbetrieb am 15. Juli 2011 eingestellt.
Auf dem Werftgelände sollen ein Yachthafen, touristische Einrichtungen und
Luxus-Wohnungen entstehen - hierfür sind zunächst aber natur- und
denkmalsschutzrechtliche Fragen zu klären.
Als letztes Schiff hat Ende Mai das Schaffhausener MS
Thurgau die Bodan-Werft verlassen. Das Untersee-Motorschiff wurde dort seit
Oktober 2010 generalüberholt. Die Schifffahrtsgesellschaft Untersee & Rhein
wurde dabei ebenso von der Insolvenz der Werft überrascht, die Überholung
konnte aber erfolgreich abgeschlossen werden.
Erfreulich ist die wirtschaftliche Entwicklung bei den Bodensee-Katamaranen. Bereits im Januar und Februar konnte die Katamaran-Reederei mit einer Halbpreis-Aktion (Hin- und Rückfahrt zum halben Preis) mehr Fahrgäste in der Winterzeit auf die Schiffe locken, als in den Vorjahren. Aufgrund des großen Erfolges wurde die Aktion bis zum Beginn der Saison Mitte April verlängert. 118% mehr Passagiere als im Vorjahr fuhren in diesem Zeitraum mit den Schnellfähren. Anfang Mai konnte eine Dame aus Holland als zweimillionster Fahrgast seit Beginn des Schiffsbetriebes an Bord begrüßt werden. Weitere Sonderangebote für Familien und Aktionen im Sommer, sowie eine weitere Sonderpreisaktion in der Adventszeit bescherten dem Katamaran mit über 400.000 Fahrgästen ein Rekordergebnis. Damit konnten auch die Kritiker in den Reihen der Stadträte der Betreiberstädte Friedrichshafen und Konstanz etwas besänftigt werden. Für 2012 sind bereits Preissenkungen für Pendler angekündigt.
Aufgrund des
schönen Frühlingswetters starteten einige Schiffsbetriebe bereits Anfang April
und noch vor den Osterfeiertagen in die Schifffahrtssaison. Die Schweizerische
Bodensee-Schifffahrt (SBS) aus Romanshorn fuhr bereits nach offiziellem Fahrplan,
die Bodensee-Schiffsbetriebe und weitere private Unternehmen veranstalteten Sonder- und Rundfahrten.
Offizieller Saisonstart war traditionell der Palmsonntag.
In seine erste selbständige Schifffahrtssaison startete der Überlinger Bodenseekapitän Clemens Mauch, der seit dieser Saison den Betrieb des MS Großherzog Ludwig für die Motorbootgesellschaft Bodman übernommen hat. Neben dem bekannten Kursverkehr zwischen Bodman und Überlingen, fanden in diesem Jahr bereits zahlreiche Sonderfahrten statt, die den Schiffsverkehr im westlichen Überlinger See deutlich belebt haben.
Das Ziel der 40. Internationalen Flottensternfahrt am 29. April, die Stadt Friedrichshafen, war nicht zufällig ausgewählt worden. Die Industrie- und Messestadt am deutschen Bodenseeufer feierte in diesem Jahr ihren 200. Geburtstag. Aus diesem Anlass wurde im Sommer im Zeppelin Museum eine Sonderausstellung mit dem Thema "Mobilität am Bodensee" veranstaltet. Hier wurde auch das Thema "Bodenseeschifffahrt" mit einigen Exponaten und Informationen behandelt. Im Rahmen dieser Ausstellung fanden vier Vorträge mit Themen rund um die Bodenseeschifffahrt statt. Es ging um die Motorschifffahrt der Deutschen Reichsbahn, die Gegenwart und Zukunft der Bodensee-Schifffahrt (speziell der Bodensee-Schiffsbetriebe BSB), die Wiederinbetriebnahme der ersten Autofähre "Meersburg ex Konstanz" und die Schifffahrt der Eisenbahnen am Bodensee aber auch weltweit. Die Ausstellung sowie die Vorträge stießen dabei auf großes Interesse.
Das schöne und
trockene Frühjahrswetter hatte wieder einmal einen niedrigen Wasserstand zur
Folge. Daher konnten mehrere Landestellen nicht mehr angefahren werden und auch
der Kursverkehr auf dem Rhein zwischen Diessenhofen und Stein war zeitweise
unterbrochen.
Das Niedrigwasser wurde am 25. Mai auch Katamaran
"Fridolin" zum Verhängnis, der in der Hafeneinfahrt von
Friedrichshafen auf eine Sandbank auflief und von der Fähre
"Friedrichshafen" unbeschädigt freigeschleppt werden konnte.
Keine Probleme
mit dem Wasserstand gab es an der neuesten Schiffsanlegestelle am Bodensee in
Uttwil. Seit 01.05.2011 legen dort die Schiffe der SBS AG auf ihren Kursen
entlang des schweizerischen Bodenseeufers an.
Neue Schiffsverbindungen gibt es zwischen den Schweizer Uferorten Altnau und
Güttingen nach Hagnau und Immenstaad am deutschen Ufer. Während der neue Kurs in der Hauptsaison
ab Altnau von der SBS AG mit der MS
Rhyspitz gefahren wird, verkehrt ab Güttingen das MS
Zeppelin des Romanshorner Schiffsbetriebs Fürst. Die Schiffsverbindung wird
positiv angenommen, ist aber weiterhin auf Investoren angewiesen.
Anfang Juni kam
der Regen und sorgte für steigende Pegel, so dass wieder alle Anlegestellen
angelaufen werden konnten. Leider hielt das schlechte Wetter bis Anfang August
an, und sorgte
bei den meisten Schiffsbetrieben für gesunkene Fahrgastzahlen gegenüber dem
Vorjahr. Auch der goldene Spätsommer und Herbst konnten hier nicht mehr viel
retten. Die schweizerischen Schiffsbetriebe litten zudem unter dem starken
Schweizer Franken im Sommer, der die Kosten nicht unerheblich in die Höhe
trieb. Viele Passagiere - besonders auf der Bodensee-Fähre
Friedrichshafen-Romanshorn - bezahlten nur noch mit Euro, so dass die Fahrpreise
während der Saison angepasst werden mussten.
Andererseits bewirkte der Frankenkurs und die gute Konjunktur eine deutliche
Zunahme des PKW- und LKW-Verkehrs mit der Fähre.
Ein Höhepunkt
in diesem Schifffahrtsjahr war die Wiederinbetriebnahme der ersten Konstanzer
Personen- und Autofähre "Meersburg
ex Konstanz". 1996 begann der eigens gegründete Verein "Rettet
die Fähre Meersburg ex Konstanz" mit der Restaurierung des alten Schiffes.
Am 16. Juli konnte das 83 Jahre alte Schiff zu seiner zweiten Jungfernfahrt von
Konstanz-Staad nach Meersburg auslaufen. Das Fährschiff erhielt seinen
ursprünglichen Namen "Konstanz" zurück und war im vergangenen Jahr
bereits bei zahlreichen Sonderfahrten im Einsatz. Seinen festen Liegeplatz hat
die historische Fähre am ebenso historischen Fähranleger am Betriebsgelände
der Stadtwerke Konstanz in Staad. Dort kann man seit Sommer weitere Exponate wie
das Heck des 2002 verschrotteten MS
Allgäu oder die Brücke mit Kaminaufbau des 1968 abgebrochenen MS
Augsburg bestaunen.
Weiter ungewiss ist die Zukunft von MS Österreich, das weiterhin in der Werft in Fussach abgestellt ist. In Vorarlberg hat sich mittlerweile eine Interessensgemeinschaft gebildet, mit dem Erhalt des ältesten österreichischen Bodenseemotorschiffes zum Ziel. Am 09. September fand eine abendliche Sonderfahrt ab Bregenz in den Fussacher Hafen zur "Österreich" statt, die auf ein überwältigendes Interesse stieß. Es bleibt zu hoffen, dass durch weitere Veranstaltungen und Aktionen eine breite Öffentlichkeit auf die "Österreich" aufmerksam gemacht werden kann, und dass das Interesse am Erhalt des historisch bedeutenden Bodenseeschiffes weiter wächst.
Insgesamt
blicken die meisten Schiffsbetriebe auf eine, wetterbedingt schlechte Saison
zurück, die glücklicherweise beinahe unfallfrei verlaufen ist. Es gab viel zu
feiern, die Mars-Vereinigung besteht jetzt seit 20 Jahren und nächstes Jahr
feiert das MS Mars seinen 90. Geburtstag. Historische Schiffe wie die
"Hohentwiel", die "Arbor Felix" oder die historische Fähre
sind genauso erfolgreich auf dem See unterwegs und haben ihre Liebhaber wie die
modernen Einheiten. Auch im kommenden Jahr wird das Wetter wieder den Erfolg der
Schiffsbetriebe bestimmen. MS Bodman wird hoffentlich von ihrem neuen
Heimathafen Güttingen wieder in See stechen, vielleicht gibt es in Überlingen
schon bald eine weitere Anlegestelle, und es wird hoffentlich wieder
Weihnachtsmarktschiffe in Konstanz und Lindau geben. Auch auf die Frage, ob und
wann MF
Fritz Arnold ausgemustert wird, werden wir im kommenden Jahr
eine Antwort erhalten.
Wir bedanken uns bei allen Besuchern unserer Internetseite und allen Freunden
und Unterstützern aus den Reihen der Schiffsbetriebe und Medien für Bodenseeschifffahrt.de,
ohne deren Hilfe die aktuelle Pflege und Gestaltung dieser Internetseite kaum
möglich wäre. Auch im 12. Jahr können wir wieder stolz auf über 180.000
Zugriffe auf unsere Website blicken und danke sagen. Ein herzliches "Vergelts
Gott" wie man bei uns im Allgäu sagt geht an alle Mitglieder, die
unser Forum am Leben halten und mit Leben füllen. Macht bitte so weiter!
Wir wünschen
Ihnen/Euch allen einen guten Rutsch und alles Gute und vor allem Gesundheit für
das Jahr 2012
und viele schöne Stunden am Bodensee.
Florian und
Wolfgang Scholz
(Bodenseeschifffahrt.de v. 31.12.11)
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